Seit einem Monat bin ich nun in Madagaskar. Es ist wie immer eine Herausforderung mit schönen Momenten und Schwierigkeiten, die es zu meistern gibt. In der Schule TENAQUIP bei Antananarivo läuft alles in Allem sehr gut, vor allem die Entwicklung des Teams und unser Ausbildungsprogramm geht super vorran. Auch lerne ich Filme zu schneiden und hoffe, euch damit in den nächsten Wochen ein paar Videos zeigen zu können. Zuerst aber die Geschichte von Andasibe.
Nach Menalamba sind wir zu Fuss gegangen, das gleiche Bild wie immer. Brandrodungen, Abholzung – Die Zerstörung der Wälder und des grossen Feuchtgebietes gehen weiter. Rivo war mich besuchen als er hörte ich wäre in der Region. Das bewegt mich dazu, noch einmal nach Menalamba zu gehen. Der Schulgarten, welchen wir vor 4 Jahren gebaut haben, ist mittlerweile verwarlost. Die Krankenstation, in welcher unsere Aktivitäten stattgefunden haben, ist zerfallen; unsere „Permakulturstation“ ist gescheitert. Als kleiner Erfolg hat sich die ehemalige Baumschule sich verselbständigt, die Bäume sind schon über sieben Meter hoch. Ein einzelner Rosenholzbaum wächst im Schatten, er hat etwa 70 cm. erreicht, ein seehr langsam wachsender Baum.
Im Schulgarten wachsen noch die Fruchtbäume und die Ananas. Wieder einmal beweist sich, dass wir Menschen uns auf vieljährige Pflanzen konzentrieren sollten. Mit viel weniger Aufwand geben sie Jahr für Jahr Ernte. Ausserdem erhalten sie die ökologischen Kreisläufe und Funktionen aufrecht. Selbst wenn wir nichts tun wachsen sie weiter. Pfirsiche, Maulbeeren, Jackfruit, Bananen, Mangos, Avocados, Granatäpfel und Pflaumen wachsen im Schulhof, auch wenn unser Gemüsegärtner schon lange nicht mehr arbeitet.
Weiter geht’s zu den zwei Familien, welche noch arbeiten. Rivo ist im Juli zu ihnen hin und hat Samen verteilt, geholfen hat er ihnen nicht wirklich. Bei sich selbst hat er einen Garten angelegt, mit Swales und Terrassen. Nicht besonders gut, aber auch nicht schlecht. Irgendwie scheint die Idee noch in ihm zu leben. Seit unserem letzten Treffen hat Rivo wohl wieder etwas zu sich gefunden. Das Solarsystem und alles andere Wertvolle was er noch hatte, wurden ihm geklaut. Das Geld war alle, damit sind auch alle seine „Freunde“ verschwunden. Er hat eine neue Freundin, sein Haus ist sauber und aufgeräumt. „Die muss dich echt lieben“ sage ich: „so arm wie du mittlerweile bist!“
Geld hat er kaum, manchmal kann er als Tagelöhner arbeiten, sonst mogelt er sich irgendwie durch. Getrunken hat er wohl nicht mehr, meine Worte hat er Ernst genommen. Es war ein hartes Erwachen für ihn, nach dem Rausch des Geldes welches er uns geklaut hat. Seine hübschen Kleider sind den normalen, zusammengeflickten Klamotten gewichen. Dafür wirkt er weniger aufgesetzt, mehr zurückhaltend und bedachter.
„Das Leben ist wie eine Treppe. Jeder von uns ist auf einer gewissen Stufe geboren und kann von dort aus seinen Weg beschreiten. Man kann nach oben gehen oder runterfallen. Du hast viel Geld gehabt, warst schnell oben. Aber dann bist du tiefer gefallen, als du zuvor warst. Du hast alle Freunde im Dorf verloren, denn keiner hat dein Haus geschützt, als die Diebe kamen.“
Bei den zwei Familien ist es nett. Ich verteile Saatgut und schaue mir die Anlagen an. Zur Zeit herrscht wieder eine Dürre, es wächst kaum. Wie im Frühjahr 2017 bleibt der Regen aus. Ein klares Signal, das die hydrologischen Systeme stark gestört sind. Dafür kann ich umso besser erklären, wie das mit dem Mulchen funktioniert. Am Rand des Feldes liegt Bohnenstroh, welches bei der letzten Ernte zur Seite geräumt wurde. Ich nehme es auf und zeige, dass darunter noch Feuchtigkeit herrscht und die Erde beginnt, humos zu werden. Die Oma versteht als erste, was ich meine. Ich hoffe damit eine weitere kleine Idee gesät zu haben.
Mit dem Mulch braucht es keine Brachezeiten; erkläre ich, und so können sie eine Ernte nach der anderen einfahren. Der Boden wird mit jeder Ernte besser, mit der verkleinerten Fläche aber verringert sich die Arbeit, während man mehr Aufmerksamkeit pro Flächeneinheit hat. Der Boden braucht keine Bearbeitung wie früher – der Regenwurm und seine Freunde übernehmen das nun. Ich gebe ihnen nur diesen kleinen Input, für den Moment soll es reichen. Wenn sie die Flamme des Eigenengagements entfacht haben, will ich sie nicht gleich wieder auspusten.
Eine grosse Freude sind einige Akazien, welche auf einer BaumSaat Versuchsfläche wachsen. Sie haben es durch die Sukkzessions-Vegetation geschafft. Ein Nachweis, wie wir mit sehr kleinem Aufwand Nutzwälder erstellen können bzw. mit Nutzwald als Zwischenstufe die Naturwälder regenerieren können.
Am schönsten für mich aber ist der Fischteich. Mitten in der Dürre ist er fast voll mit Wasser, die Familie kann ihr Gemüse wässern und kleine Fische schwimmen am Rand. In etwa einem Jahr werden die ersten gross genug sein um sie zu fangen. Es ist ein wunderschönes Beispiel für eine multifunktionale Wasser-Retention. Wie einst der König von Sri Lanka sein Land für viele Jahrtausende verändert hat, können wir so Madagaskar und den ganzen Planeten heilen und zu einem wunderschönen Ort machen.
Auf www.rainforclimate.org finden sich viele Informationen zu dem Thema, sie starten grade eine globale Kampagne um das Klima wieder in wünschenswerte Bahnen zu lenken. Es liegt an uns, die Ökosysteme auf Planet Erde zu reparieren.
Ich fliege mit der Drohne über die Anlagen und dann in Richtung Regenwald. Nachdem die Menschheit über 8 Milliarden Hektar Urwald abgeholzt hat, und nur noch 2 Milliarden Hektar übrig bleiben, mache ich den Film mit gemischten Gefühlen.
Sobald ich genügend Internet habe, teile ich den Film mit euch, bis dahin schonmal meine Gedanken.
Wald produziert seinen eigenen Regen. Den Regen braucht er zum überleben, im Besonderen der tropische Regenwald. Geht zu viel Wald verloren, können die bestehenden Wälder nicht mehr genügend Regen produzieren und gehen infolgedessen ebenfalls zugrunde. Die gerodeten Flächen aber produzieren eine Menge trockene, heisse Luft und bringen das Klima durcheinander. Einfach und logisch, und sehr tragisch. In 2006 gab es im Amazonas-Becken die erste Dürre, hier in Madagaskar 2017 (wir haben berichtet), nun im Januar 2019 die Zweite. Wir erleben nun live den historischen Wendepunkt – „Wann werden die Ökosysteme kollabieren?“; Genau Jetzt!
Wir haben alles so durcheinander gebracht, dass es in Saudi-Arabien und Kuwait regnet und hagelt, Kuwait wurde geradezu überflutet:
Und so fliege ich mit der Drohne über die Ränder des Regenwalds, in welchen sich die Felder immer weiter hinein fressen. Immer kleiner werden sie, bis der Wald eine dichte Decke bildet. Ich fange an von damals zu träumen, bis der Akku der Drohne piepst und ich zurückkehren muss. Zwei Tage später gehen wir in den Nationalpark Mantadia. Die Bäche sind noch voll mit klarem, kühlem Wasser. Der Wald selbst ist viel zu trocken. Zu oft und zu lange darf dies nicht passieren.
Wir, die Menschheit, wir sind am Scheitelpunkt und kurz davor, rasant nach unten zu rauschen.
7 Milliarden Menschen, mit einer korrupten Elite im Steuerraum, welche alles tut, ausser Verantwortung zu übernehmen. Dazu eine Masse an konsumierenden Menschen, die nie gelernt haben, ihrem Leben einen Sinn zu geben. Und viele Milliarden armer Menschen, die um ihr Leben kämpfen. Nur einige Millionen Menschen sehen was passiert. Manchen gelingt es, im Kleinen anzufangen etwas zu tun. Es ist Zeit, dass wir mehr werden. Dass wir Führung übernehmen und endlich tun was nötig ist. Wir müssen aufstehen.
Unser kleines Projekt hier ist nett. Es ist der Beweis und die technische Anleitung, dass und wie die Regenwälder Madagaskars gerettet werden können. Die Wälder können sich sogar wieder ausbreiten, ganz im Einklang mit den Menschen, welche dadurch sogar noch ein viel besseres Leben erhalten. Es ist ein Beispiel unter vielen, rund um die Welt.
Die Lösung ist das Projekt nicht. Dazu bin ich und ist das Projekt viel zu klein, dazu sind alle Projekte der Welt immer noch zu klein. Auch wenn es mich traurig macht, mich machtlos fühlen lässt, ich fange an es zu akzeptieren. Wir werden einige wenige Bauernfamilien unterstützen, mit unseren Ratschlägen und Arbeits-Einsätzen, immer wenn wir in die Region kommen. Wir können ihnen bereitstellen, was sie benötigen. Für heute war es Saatgut, ein paar anerkennende Worte, meine Präsenz und der Tipp mit dem Mulch. Wir machen einen kleinen Unterschied, ausreichen wird es nicht… — Noch nicht!
Sodann werde ich mich auf das Schulprojekt in Antananarivo konzentrieren, denn dort ist der Multiplikatoreffekt am grössten, und somit die Basis am besten, die Technik und das Wissen zu vertiefen und zu verbreiten. Es geht ja im Prinzip um einen Technologietransfer, und der hat dann Erfolg, wenn die Technologie die Köpfe, die Kultur und die Herzen der Menschen erreicht.
Rivo werde ich mit nach Antananarivo nehmen. In ihm ist die Idee angelegt, das zeigt mir sein Garten, nun gilt es, diese zu verfeinern. So kann er als Botschafter die neue Techologie nach Menalamba tragen. Denn in Antananarivo kann er sehen, wie eine fertige Anlage professionell betrieben wird und diesen Eindruck kann er mit nach Hause nehmen.
Ein kleiner Agent des Wandels, wie auch ich nur ein kleiner Arbeiter des Neuen bin.
Zurück in Andasibe besuchen wir Monique und ihren Bauernhof. Einige Bäume sind eingegangen, nach unserem letzten Einsatz hat es nicht wie erwartet Regen gegeben, sondern es setzte direkt die Dürre ein. Trotzdem haben es viel Café-Pflanzen, Akazien, einige Mangos, viele Orangen und alle Ananas geschafft, anzuwachsen. Auch eine Papaya ist durchgekommen.
Monique hatte gleich nach unserem Einsatz anderes im Sinn: Ihre Mutter wurde schwer krank und ist mittlerweile verstorben. Hery, der Wächter und Bewohner des Hofs, hat sich nicht recht gekümmert. Sie erzählt mir, wie schwer es ist, jemanden zu finden. Paradox, denn in all der Armut bietet sie eine tolle Möglichkeit: Haus, Garten, Wasser und einen kleinen Lohn. Armut ist ein komplexes Problem, und die Mentalität der Armen ein wichtiger Faktor.
Auch hier fliege ich mit meiner Drohne. Alles in allem ist es ein schöner Erfolg, hier entsteht ein Bauernhof, welcher als Beispiel zeigt, wie Mensch und Natur zusammen leben können. Wie wir die traditionelle, madagassische Landwirtschaft mit ganz kleinen Anpassungen nachhaltig machen können. Kleine Inseln im Urwald, die aber ohne Erosion, mit geschlossenen Nährstoff-Stoffkreisläufen und eingebunden in das grosse, ganze System. Monique erzählt mir noch zum Abschied, dass ein paar französische Journalisten auf das Projekt aufmerksam wurden und von nun an regelmässig berichten werden.
Überall auf der Welt kann das die Basis für ein ganz neues Modell der Zivilisation sein. Keine hirarchischen Grossreiche, sondern Netzwerke kleiner Einheiten, welche gemeinsam eine grossartige Menschheit bilden. In dieser Gesellschaft verwaltet jedes Individuum seinen eigenen Anteil am Gesamten, und mittels Crowd-Funding können grössere Dinge entstehen. Millionen kleiner Entscheidungen formen dann die Welt, nicht die Büros weniger Ober-Mufties, welche in all ihrer Macht-Fülle den Verstand verlieren.
Das alte System beginnt zu bröckeln. In 2018 sind die Aktien in extremem Masse gesunken, alle Indizes gingen stark nach unten. An sich noch nichts Spezielles.
Viel auffälliger ist, dass die Zentralbanken beginnen die Leitzinse anzuheben. Damit wird sich die „Geldversorgung“ verringern, und praktisch wird die reale Geldmenge über die nächsten Jahre sinken. Schuldner werden ihre Kredite nicht mehr bedienen können und müssen verkaufen. Das wird sich vor allem auf die Immobilien-Blase auswirken, welche wir in den Industrie-Nationen aufgeblasen haben. Auch an dieser Front haben wir einen Wendepunkt überschritten und es liegt im Bereich des sehr Wahrscheinlichen, dass wir finanziell in eine ganz neue Situation geraten.
Wer nun bei Verstand ist, kann seine Papier-Werte (Lebensversicherungen, Bank-Guthaben (was eigentlich Kredite an die Banken sind…), Verträge, Anleihen etc. in reale Werte verwandeln, die dem Leben einen positiven Impuls geben (bevor sie vom kommenden Finanz-Tsunamie weggespült werden). Wer Schulden hat, sollte sich gut überlegen, ob diese auch in schlechten Zeiten leistbar sind. Sonst sollte Mann/Frau aus entsprechenden Verträgen besonnen aber zügig aussteigen.
So kreisen meine Gedanken gemeinsam mit der Drohne. Wir haben uns global so in die Schwierigkeiten gebracht, dass nur ein fundamentaler Neuanfang uns da rausholt. Und so hoffe ich für 2019, das wir den Wendepunkt, den wir de-fakto herbeigeführt haben, positiv nutzen. Es braucht nun mutige Schritte. Persönlich, finanziell und als Gemeinschaft. Brauchst du deinen Job noch, braucht er dich noch? Kannst du etwas Sinnvolleres zu unserer aller Zukunft beitragen? Wo kommt dein Essen her? Bist du in lokalen Stoffkreisläufen eingebunden oder in einem globalen Netz gefangen?
Es ist Zeit für einen Wandel. Wir können jetzt in Aktion treten oder später auf die Umstände reagieren.
Zuletzt aktualisiert: 7. Januar 2019 von lukas
Gedanken ins Neue Jahr 2019
Seit einem Monat bin ich nun in Madagaskar. Es ist wie immer eine Herausforderung mit schönen Momenten und Schwierigkeiten, die es zu meistern gibt. In der Schule TENAQUIP bei Antananarivo läuft alles in Allem sehr gut, vor allem die Entwicklung des Teams und unser Ausbildungsprogramm geht super vorran. Auch lerne ich Filme zu schneiden und hoffe, euch damit in den nächsten Wochen ein paar Videos zeigen zu können. Zuerst aber die Geschichte von Andasibe.
Nach Menalamba sind wir zu Fuss gegangen, das gleiche Bild wie immer. Brandrodungen, Abholzung – Die Zerstörung der Wälder und des grossen Feuchtgebietes gehen weiter. Rivo war mich besuchen als er hörte ich wäre in der Region. Das bewegt mich dazu, noch einmal nach Menalamba zu gehen. Der Schulgarten, welchen wir vor 4 Jahren gebaut haben, ist mittlerweile verwarlost. Die Krankenstation, in welcher unsere Aktivitäten stattgefunden haben, ist zerfallen; unsere „Permakulturstation“ ist gescheitert. Als kleiner Erfolg hat sich die ehemalige Baumschule sich verselbständigt, die Bäume sind schon über sieben Meter hoch. Ein einzelner Rosenholzbaum wächst im Schatten, er hat etwa 70 cm. erreicht, ein seehr langsam wachsender Baum.
Im Schulgarten wachsen noch die Fruchtbäume und die Ananas. Wieder einmal beweist sich, dass wir Menschen uns auf vieljährige Pflanzen konzentrieren sollten. Mit viel weniger Aufwand geben sie Jahr für Jahr Ernte. Ausserdem erhalten sie die ökologischen Kreisläufe und Funktionen aufrecht. Selbst wenn wir nichts tun wachsen sie weiter. Pfirsiche, Maulbeeren, Jackfruit, Bananen, Mangos, Avocados, Granatäpfel und Pflaumen wachsen im Schulhof, auch wenn unser Gemüsegärtner schon lange nicht mehr arbeitet.
Weiter geht’s zu den zwei Familien, welche noch arbeiten. Rivo ist im Juli zu ihnen hin und hat Samen verteilt, geholfen hat er ihnen nicht wirklich. Bei sich selbst hat er einen Garten angelegt, mit Swales und Terrassen. Nicht besonders gut, aber auch nicht schlecht. Irgendwie scheint die Idee noch in ihm zu leben. Seit unserem letzten Treffen hat Rivo wohl wieder etwas zu sich gefunden. Das Solarsystem und alles andere Wertvolle was er noch hatte, wurden ihm geklaut. Das Geld war alle, damit sind auch alle seine „Freunde“ verschwunden. Er hat eine neue Freundin, sein Haus ist sauber und aufgeräumt. „Die muss dich echt lieben“ sage ich: „so arm wie du mittlerweile bist!“
Geld hat er kaum, manchmal kann er als Tagelöhner arbeiten, sonst mogelt er sich irgendwie durch. Getrunken hat er wohl nicht mehr, meine Worte hat er Ernst genommen. Es war ein hartes Erwachen für ihn, nach dem Rausch des Geldes welches er uns geklaut hat. Seine hübschen Kleider sind den normalen, zusammengeflickten Klamotten gewichen. Dafür wirkt er weniger aufgesetzt, mehr zurückhaltend und bedachter.
„Das Leben ist wie eine Treppe. Jeder von uns ist auf einer gewissen Stufe geboren und kann von dort aus seinen Weg beschreiten. Man kann nach oben gehen oder runterfallen. Du hast viel Geld gehabt, warst schnell oben. Aber dann bist du tiefer gefallen, als du zuvor warst. Du hast alle Freunde im Dorf verloren, denn keiner hat dein Haus geschützt, als die Diebe kamen.“
Bei den zwei Familien ist es nett. Ich verteile Saatgut und schaue mir die Anlagen an. Zur Zeit herrscht wieder eine Dürre, es wächst kaum. Wie im Frühjahr 2017 bleibt der Regen aus. Ein klares Signal, das die hydrologischen Systeme stark gestört sind. Dafür kann ich umso besser erklären, wie das mit dem Mulchen funktioniert. Am Rand des Feldes liegt Bohnenstroh, welches bei der letzten Ernte zur Seite geräumt wurde. Ich nehme es auf und zeige, dass darunter noch Feuchtigkeit herrscht und die Erde beginnt, humos zu werden. Die Oma versteht als erste, was ich meine. Ich hoffe damit eine weitere kleine Idee gesät zu haben.
Mit dem Mulch braucht es keine Brachezeiten; erkläre ich, und so können sie eine Ernte nach der anderen einfahren. Der Boden wird mit jeder Ernte besser, mit der verkleinerten Fläche aber verringert sich die Arbeit, während man mehr Aufmerksamkeit pro Flächeneinheit hat. Der Boden braucht keine Bearbeitung wie früher – der Regenwurm und seine Freunde übernehmen das nun. Ich gebe ihnen nur diesen kleinen Input, für den Moment soll es reichen. Wenn sie die Flamme des Eigenengagements entfacht haben, will ich sie nicht gleich wieder auspusten.
Eine grosse Freude sind einige Akazien, welche auf einer BaumSaat Versuchsfläche wachsen. Sie haben es durch die Sukkzessions-Vegetation geschafft. Ein Nachweis, wie wir mit sehr kleinem Aufwand Nutzwälder erstellen können bzw. mit Nutzwald als Zwischenstufe die Naturwälder regenerieren können.
Siehe: BaumSaat – einfach Wald machen
Am schönsten für mich aber ist der Fischteich. Mitten in der Dürre ist er fast voll mit Wasser, die Familie kann ihr Gemüse wässern und kleine Fische schwimmen am Rand. In etwa einem Jahr werden die ersten gross genug sein um sie zu fangen. Es ist ein wunderschönes Beispiel für eine multifunktionale Wasser-Retention. Wie einst der König von Sri Lanka sein Land für viele Jahrtausende verändert hat, können wir so Madagaskar und den ganzen Planeten heilen und zu einem wunderschönen Ort machen.
Auf www.rainforclimate.org finden sich viele Informationen zu dem Thema, sie starten grade eine globale Kampagne um das Klima wieder in wünschenswerte Bahnen zu lenken. Es liegt an uns, die Ökosysteme auf Planet Erde zu reparieren.
Ein sehr lesenwertes Buch dazu gratis unter:
https://www.rainforclimate.com/article/water-for-recovery-of-the-climate—a-new-water-paradigm
Ich fliege mit der Drohne über die Anlagen und dann in Richtung Regenwald. Nachdem die Menschheit über 8 Milliarden Hektar Urwald abgeholzt hat, und nur noch 2 Milliarden Hektar übrig bleiben, mache ich den Film mit gemischten Gefühlen.
Sobald ich genügend Internet habe, teile ich den Film mit euch, bis dahin schonmal meine Gedanken.
Wald produziert seinen eigenen Regen. Den Regen braucht er zum überleben, im Besonderen der tropische Regenwald. Geht zu viel Wald verloren, können die bestehenden Wälder nicht mehr genügend Regen produzieren und gehen infolgedessen ebenfalls zugrunde. Die gerodeten Flächen aber produzieren eine Menge trockene, heisse Luft und bringen das Klima durcheinander. Einfach und logisch, und sehr tragisch. In 2006 gab es im Amazonas-Becken die erste Dürre, hier in Madagaskar 2017 (wir haben berichtet), nun im Januar 2019 die Zweite. Wir erleben nun live den historischen Wendepunkt – „Wann werden die Ökosysteme kollabieren?“; Genau Jetzt!
Wir haben alles so durcheinander gebracht, dass es in Saudi-Arabien und Kuwait regnet und hagelt, Kuwait wurde geradezu überflutet:
https://www.daswetter.com/nachrichten/aktuelles/verrucktes-wetter-extremer-hagel-in-saudi-arabien.html
Und so fliege ich mit der Drohne über die Ränder des Regenwalds, in welchen sich die Felder immer weiter hinein fressen. Immer kleiner werden sie, bis der Wald eine dichte Decke bildet. Ich fange an von damals zu träumen, bis der Akku der Drohne piepst und ich zurückkehren muss. Zwei Tage später gehen wir in den Nationalpark Mantadia. Die Bäche sind noch voll mit klarem, kühlem Wasser. Der Wald selbst ist viel zu trocken. Zu oft und zu lange darf dies nicht passieren.
Wir, die Menschheit, wir sind am Scheitelpunkt und kurz davor, rasant nach unten zu rauschen.
7 Milliarden Menschen, mit einer korrupten Elite im Steuerraum, welche alles tut, ausser Verantwortung zu übernehmen. Dazu eine Masse an konsumierenden Menschen, die nie gelernt haben, ihrem Leben einen Sinn zu geben. Und viele Milliarden armer Menschen, die um ihr Leben kämpfen. Nur einige Millionen Menschen sehen was passiert. Manchen gelingt es, im Kleinen anzufangen etwas zu tun. Es ist Zeit, dass wir mehr werden. Dass wir Führung übernehmen und endlich tun was nötig ist. Wir müssen aufstehen.
Unser kleines Projekt hier ist nett. Es ist der Beweis und die technische Anleitung, dass und wie die Regenwälder Madagaskars gerettet werden können. Die Wälder können sich sogar wieder ausbreiten, ganz im Einklang mit den Menschen, welche dadurch sogar noch ein viel besseres Leben erhalten. Es ist ein Beispiel unter vielen, rund um die Welt.
Die Lösung ist das Projekt nicht. Dazu bin ich und ist das Projekt viel zu klein, dazu sind alle Projekte der Welt immer noch zu klein. Auch wenn es mich traurig macht, mich machtlos fühlen lässt, ich fange an es zu akzeptieren. Wir werden einige wenige Bauernfamilien unterstützen, mit unseren Ratschlägen und Arbeits-Einsätzen, immer wenn wir in die Region kommen. Wir können ihnen bereitstellen, was sie benötigen. Für heute war es Saatgut, ein paar anerkennende Worte, meine Präsenz und der Tipp mit dem Mulch. Wir machen einen kleinen Unterschied, ausreichen wird es nicht… — Noch nicht!
Sodann werde ich mich auf das Schulprojekt in Antananarivo konzentrieren, denn dort ist der Multiplikatoreffekt am grössten, und somit die Basis am besten, die Technik und das Wissen zu vertiefen und zu verbreiten. Es geht ja im Prinzip um einen Technologietransfer, und der hat dann Erfolg, wenn die Technologie die Köpfe, die Kultur und die Herzen der Menschen erreicht.
Rivo werde ich mit nach Antananarivo nehmen. In ihm ist die Idee angelegt, das zeigt mir sein Garten, nun gilt es, diese zu verfeinern. So kann er als Botschafter die neue Techologie nach Menalamba tragen. Denn in Antananarivo kann er sehen, wie eine fertige Anlage professionell betrieben wird und diesen Eindruck kann er mit nach Hause nehmen.
Ein kleiner Agent des Wandels, wie auch ich nur ein kleiner Arbeiter des Neuen bin.
Zurück in Andasibe besuchen wir Monique und ihren Bauernhof. Einige Bäume sind eingegangen, nach unserem letzten Einsatz hat es nicht wie erwartet Regen gegeben, sondern es setzte direkt die Dürre ein. Trotzdem haben es viel Café-Pflanzen, Akazien, einige Mangos, viele Orangen und alle Ananas geschafft, anzuwachsen. Auch eine Papaya ist durchgekommen.
Monique hatte gleich nach unserem Einsatz anderes im Sinn: Ihre Mutter wurde schwer krank und ist mittlerweile verstorben. Hery, der Wächter und Bewohner des Hofs, hat sich nicht recht gekümmert. Sie erzählt mir, wie schwer es ist, jemanden zu finden. Paradox, denn in all der Armut bietet sie eine tolle Möglichkeit: Haus, Garten, Wasser und einen kleinen Lohn. Armut ist ein komplexes Problem, und die Mentalität der Armen ein wichtiger Faktor.
Auch hier fliege ich mit meiner Drohne. Alles in allem ist es ein schöner Erfolg, hier entsteht ein Bauernhof, welcher als Beispiel zeigt, wie Mensch und Natur zusammen leben können. Wie wir die traditionelle, madagassische Landwirtschaft mit ganz kleinen Anpassungen nachhaltig machen können. Kleine Inseln im Urwald, die aber ohne Erosion, mit geschlossenen Nährstoff-Stoffkreisläufen und eingebunden in das grosse, ganze System. Monique erzählt mir noch zum Abschied, dass ein paar französische Journalisten auf das Projekt aufmerksam wurden und von nun an regelmässig berichten werden.
Überall auf der Welt kann das die Basis für ein ganz neues Modell der Zivilisation sein. Keine hirarchischen Grossreiche, sondern Netzwerke kleiner Einheiten, welche gemeinsam eine grossartige Menschheit bilden. In dieser Gesellschaft verwaltet jedes Individuum seinen eigenen Anteil am Gesamten, und mittels Crowd-Funding können grössere Dinge entstehen. Millionen kleiner Entscheidungen formen dann die Welt, nicht die Büros weniger Ober-Mufties, welche in all ihrer Macht-Fülle den Verstand verlieren.
Das alte System beginnt zu bröckeln. In 2018 sind die Aktien in extremem Masse gesunken, alle Indizes gingen stark nach unten. An sich noch nichts Spezielles.
Viel auffälliger ist, dass die Zentralbanken beginnen die Leitzinse anzuheben. Damit wird sich die „Geldversorgung“ verringern, und praktisch wird die reale Geldmenge über die nächsten Jahre sinken. Schuldner werden ihre Kredite nicht mehr bedienen können und müssen verkaufen. Das wird sich vor allem auf die Immobilien-Blase auswirken, welche wir in den Industrie-Nationen aufgeblasen haben. Auch an dieser Front haben wir einen Wendepunkt überschritten und es liegt im Bereich des sehr Wahrscheinlichen, dass wir finanziell in eine ganz neue Situation geraten.
Wer nun bei Verstand ist, kann seine Papier-Werte (Lebensversicherungen, Bank-Guthaben (was eigentlich Kredite an die Banken sind…), Verträge, Anleihen etc. in reale Werte verwandeln, die dem Leben einen positiven Impuls geben (bevor sie vom kommenden Finanz-Tsunamie weggespült werden). Wer Schulden hat, sollte sich gut überlegen, ob diese auch in schlechten Zeiten leistbar sind. Sonst sollte Mann/Frau aus entsprechenden Verträgen besonnen aber zügig aussteigen.
So kreisen meine Gedanken gemeinsam mit der Drohne. Wir haben uns global so in die Schwierigkeiten gebracht, dass nur ein fundamentaler Neuanfang uns da rausholt. Und so hoffe ich für 2019, das wir den Wendepunkt, den wir de-fakto herbeigeführt haben, positiv nutzen. Es braucht nun mutige Schritte. Persönlich, finanziell und als Gemeinschaft. Brauchst du deinen Job noch, braucht er dich noch? Kannst du etwas Sinnvolleres zu unserer aller Zukunft beitragen? Wo kommt dein Essen her? Bist du in lokalen Stoffkreisläufen eingebunden oder in einem globalen Netz gefangen?
Es ist Zeit für einen Wandel. Wir können jetzt in Aktion treten oder später auf die Umstände reagieren.
https://kenfm.de/positionen-16/
Frohes neues und einen guten Start ins 2019!
Lukas
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