Als Abschluss unseres Einsatzes fahren wir in den Nord-Westen Madagaskars, nach Besaonjo (sprich besonso), wo wir die Techniken aus dem Hochland auf die Boden- und Klimabedingungen anzupassen. Vor zwei Jahren war ich schon einmal dort, damals um die Gegend zu erkunden. Es gab noch jede Menge Palmen in fruchtbarem Alter – nun gibt es quasi keine mehr. Ich hatte dies damals vorhergesagt, doch nicht gedacht, dass es so schnell geht. Es ist sehr interessant für mich zu lernen, wie sehr wenige Menschen mit einer Technologie, die wird auch schon in der Bronzezeit hatten, solch riesen Flächen abholzen können. Es hat einen enormen ökologischen, aber auch klimatischen Einfluss. Eventuell müssen wir dies in die Klimaforschung der letzten 30.000 Jahre einbeziehen. Kommen wir aber zum Praktischen:
Das relativ flache Gelände und die sandigen Böden machen es uns sehr einfach, Wasserretentions-Systeme in die Landschaft zu integrieren. Wir müssen keine grossen Terrassen bauen, sondern es reicht, wenn wir horizontal zum Hang 1,2 Meter breite Beete anlegen, welche erhöht sind. Wir graben zwischen den Beeten Wege aus, der Aushub bildet dann die Beete. Es geht sehr schnell, sodass wir rasch fertige Pflanz-Systeme haben. Wir konnten bereits die ersten 150m2 fertig besäen und mulchen, so dass die Studenten und die dazu geholten Mitarbeiter alle Arbeits-Schritte mitgemacht haben.
In diesen Pflanz-Systemen können 3-6 Ernten im Jahr eingefahren werden. Bohnen, Mais, Reis, Maniok, Kürbis, Erdnüsse, Gemüse und dergleichen können hier mit geringem Aufwand angebaut werden. Einmal angelegt können die Beete immer wieder bepflanzt werden, die Erde muss nicht bearbeitet werden, dass erledigen die Regnwürmer für uns.
Die grossen Wasser-Retentions-Gräben (Swales) waren auch relativ einfach zu bauen, da die Sandböden nur stellenweise hart sind. Die geringe Neigung sorgt dafür, dass grosse Mengen an Wasser aufgenommen werden können. Die Dämme werden sodann mit vieljährigen Pflanzen bepflanzt: Ananas, Bananen, Mangos, Kokospalmen, Orangen, Akazien, Eucalyptus… hunderte Arten sind vorstellbar, tausende wachsen in diesem Klima.
Die Swales werden im Abstand von 15-20 Metern angelegt, dazwischen die Beete. Dadurch werden die Beete beschattet und bekommen den Laubfall.Diese Agroforst-Systeme sind inspiriert durch die Alleen-Systeme welche vor allem in Frankreich und in den USA Anwendung finden (Alley-Cropping).
Da die Swales relativ grosse Gebiete überfluten, entstehen Feuchtgebiete, welche ein ganz eigenes Habitat bilden. Dort gedeiht Saonjo (Taro-Wurzeln), Zuckerrohr, Reis und dergleichen mehr.
Wenn man durch die Gegend zieht, kann man neben Abholzung und Erosion ein anderes interessantes Phänomen beobachten: unzählige junge Bäumchen und Palmen finden sich in der Landschaft. Palisander, Jujube und Satrana-Palmen machen die Mehrheit davon aus. Auch auf unserem Feld sind viele Palisander-Bäumchen und eine junge Palme. Normalerweise werden sie abgehackt für Brennholz, was sehr ineffektiv ist. Es sind ja nur dünne Ästchen. Wir integrieren die Bäume ins System – in dem wir sie einfach stehen lassen und schützen. So wird ein Wäldchen entstehen, in der Nord-West-Ecke des Geländes. Es gab in der Gegend schon viele Anstrengungen wieder Wald aufzuforsten. Die einfachste Art wird sein, die jungen Bäume und Palmen zu schützen, und der Wald kommt ganz von alleine wieder. Die existierenden Arten werden dann nach und nach ergänzt durch Samenflug und Tiere. Am Ende wird dies der wichtigste Teil unseres Engagements sein, denn nur wenn der Wald wiederkommt, kann sich die Region und das Klima erholen.
Die Agro-Forstwirtschaft wird eine bedeutende Rolle spielen, denn in ihr werden alle Lebensnotwendigkeiten gedeihen, im Umkreis der Dörfer. Dann müssen die Menschen nicht mehr die ganze Landschaft (über)-nutzen.
Auf dem halben Hektar Land, welches uns von Oliviers Familie zur Verfügung gestellt wurde, wird eine schöne Modell-Landschaft entstehen, in welcher die meisten Elemente enthalten sind, die es in der Gegend geben wird:
Wald, Feuchtgebiet, Agroforstsysteme.
Die Anlage ist an die Schule angeschlossen und wird dieser gehören. Das haben wir schriftlich vereinbart. Die Ernte wird zu 70% an die Schule gehen und zu 30% an den/die jeweiligen Techniker, welche die Haupt-Verantwortung tragen.
Es hat uns grosse Freude gemacht die Anlage zu bauen, die 30 Mitarbeiter waren sehr motiviert und einige von ihnen werden die Inspiration mit nach Hause nehmen. Wir haben den Mitarbeitern alle Arbeits-Schritte erklärt und am Ende haben wir gemeinsam gepflanzt und gesät.
Zuletzt aktualisiert: 9. Februar 2019 von lukas
Unsere Technologie kommt nach Besaonjo!
Als Abschluss unseres Einsatzes fahren wir in den Nord-Westen Madagaskars, nach Besaonjo (sprich besonso), wo wir die Techniken aus dem Hochland auf die Boden- und Klimabedingungen anzupassen. Vor zwei Jahren war ich schon einmal dort, damals um die Gegend zu erkunden. Es gab noch jede Menge Palmen in fruchtbarem Alter – nun gibt es quasi keine mehr. Ich hatte dies damals vorhergesagt, doch nicht gedacht, dass es so schnell geht. Es ist sehr interessant für mich zu lernen, wie sehr wenige Menschen mit einer Technologie, die wird auch schon in der Bronzezeit hatten, solch riesen Flächen abholzen können. Es hat einen enormen ökologischen, aber auch klimatischen Einfluss. Eventuell müssen wir dies in die Klimaforschung der letzten 30.000 Jahre einbeziehen. Kommen wir aber zum Praktischen:
Das relativ flache Gelände und die sandigen Böden machen es uns sehr einfach, Wasserretentions-Systeme in die Landschaft zu integrieren. Wir müssen keine grossen Terrassen bauen, sondern es reicht, wenn wir horizontal zum Hang 1,2 Meter breite Beete anlegen, welche erhöht sind. Wir graben zwischen den Beeten Wege aus, der Aushub bildet dann die Beete. Es geht sehr schnell, sodass wir rasch fertige Pflanz-Systeme haben. Wir konnten bereits die ersten 150m2 fertig besäen und mulchen, so dass die Studenten und die dazu geholten Mitarbeiter alle Arbeits-Schritte mitgemacht haben.
In diesen Pflanz-Systemen können 3-6 Ernten im Jahr eingefahren werden. Bohnen, Mais, Reis, Maniok, Kürbis, Erdnüsse, Gemüse und dergleichen können hier mit geringem Aufwand angebaut werden. Einmal angelegt können die Beete immer wieder bepflanzt werden, die Erde muss nicht bearbeitet werden, dass erledigen die Regnwürmer für uns.
Die grossen Wasser-Retentions-Gräben (Swales) waren auch relativ einfach zu bauen, da die Sandböden nur stellenweise hart sind. Die geringe Neigung sorgt dafür, dass grosse Mengen an Wasser aufgenommen werden können. Die Dämme werden sodann mit vieljährigen Pflanzen bepflanzt: Ananas, Bananen, Mangos, Kokospalmen, Orangen, Akazien, Eucalyptus… hunderte Arten sind vorstellbar, tausende wachsen in diesem Klima.
Die Swales werden im Abstand von 15-20 Metern angelegt, dazwischen die Beete. Dadurch werden die Beete beschattet und bekommen den Laubfall. Diese Agroforst-Systeme sind inspiriert durch die Alleen-Systeme welche vor allem in Frankreich und in den USA Anwendung finden (Alley-Cropping).
Da die Swales relativ grosse Gebiete überfluten, entstehen Feuchtgebiete, welche ein ganz eigenes Habitat bilden. Dort gedeiht Saonjo (Taro-Wurzeln), Zuckerrohr, Reis und dergleichen mehr.
Wenn man durch die Gegend zieht, kann man neben Abholzung und Erosion ein anderes interessantes Phänomen beobachten: unzählige junge Bäumchen und Palmen finden sich in der Landschaft. Palisander, Jujube und Satrana-Palmen machen die Mehrheit davon aus. Auch auf unserem Feld sind viele Palisander-Bäumchen und eine junge Palme. Normalerweise werden sie abgehackt für Brennholz, was sehr ineffektiv ist. Es sind ja nur dünne Ästchen. Wir integrieren die Bäume ins System – in dem wir sie einfach stehen lassen und schützen. So wird ein Wäldchen entstehen, in der Nord-West-Ecke des Geländes. Es gab in der Gegend schon viele Anstrengungen wieder Wald aufzuforsten. Die einfachste Art wird sein, die jungen Bäume und Palmen zu schützen, und der Wald kommt ganz von alleine wieder. Die existierenden Arten werden dann nach und nach ergänzt durch Samenflug und Tiere. Am Ende wird dies der wichtigste Teil unseres Engagements sein, denn nur wenn der Wald wiederkommt, kann sich die Region und das Klima erholen.
Die Agro-Forstwirtschaft wird eine bedeutende Rolle spielen, denn in ihr werden alle Lebensnotwendigkeiten gedeihen, im Umkreis der Dörfer. Dann müssen die Menschen nicht mehr die ganze Landschaft (über)-nutzen.
Auf dem halben Hektar Land, welches uns von Oliviers Familie zur Verfügung gestellt wurde, wird eine schöne Modell-Landschaft entstehen, in welcher die meisten Elemente enthalten sind, die es in der Gegend geben wird:
Wald, Feuchtgebiet, Agroforstsysteme.
Die Anlage ist an die Schule angeschlossen und wird dieser gehören. Das haben wir schriftlich vereinbart. Die Ernte wird zu 70% an die Schule gehen und zu 30% an den/die jeweiligen Techniker, welche die Haupt-Verantwortung tragen.
Es hat uns grosse Freude gemacht die Anlage zu bauen, die 30 Mitarbeiter waren sehr motiviert und einige von ihnen werden die Inspiration mit nach Hause nehmen. Wir haben den Mitarbeitern alle Arbeits-Schritte erklärt und am Ende haben wir gemeinsam gepflanzt und gesät.
Kategorie: Uncategorized